Für alle, die noch nicht genug gegruselt haben, gibt es noch eine zweite Spukgeschichte aus unserer Region. Die Sage von den Wasserfrauen im Zeller See ist nichts für schwache Nerven. Denn diese Wesen haben nichts mit den süßen Meerjungfrauen wie Arielle zu tun. Es sind uralte Wesen, so alt wie der See selbst und so grausam wie die Nacht. Mit listiger Schönheit locken sie ihre Opfer ins Verderben. Sie haben es vor allem auf Männer abgesehen.
Ihr Gesang ist so lieblich und betörend, dass selbst der stärkste Mann nicht widerstehen kann. Er beginnt ganz sanft wie ein leises Flüstern und wird immer lauter und betörender, je näher man dem See kommt. Es soll sich so anfühlen, als würden die Beine wie von selbst dem Gesang in Richtung Ufer folgen und man sei nahezu machtlos dagegen. Kommt man am Ufer an, so packen einen die Wasserfrauen mit ihren eiskalten Händen an den Knöcheln und ziehen einen hinab in die Untiefen des Sees. Das Letzte, was die Opfer sehen, sind die tiefschwarzen, leeren und bösartigen Augen der Wasserfrauen. Schreien scheint zwecklos, denn sie ersticken die verzweifelten Schreie ihrer Opfer direkt im eisigen Wasser.
Die Einheimischen erzählen sich, dass man in der Dämmerung immer wieder ein gespenstisches Wehklagen hört, das durch Mark und Bein geht. Wenn ihr also am Zeller See spazieren geht, solltet ihr euch vom Ufer fernhalten und nicht dem Gesang dieser verführerischen Todesbotinnen lauschen. So schön er auch klingen mag, er könnte euch zum Verhängnis werden. Es heißt: Wenn ihr den Wasserfrauen einmal begegnet, gibt es kein Zurück! Niemand sieht euch, niemand hört euch – niemand außer ihnen.